FRANK VAN GROEN
„Bin ich denn wirklich
schon nah dran, oder doch
noch weit entfernt“
Das Projekt „Terra Cortex“ zeigt Landschaften. Diese Landschaften sind allerdings Areale, die lediglich ein paar Zentimeter große Ausschnitte auf der Oberfläche unterschiedlicher Baumrinden (lat.: Cortex) darstellen, mich aber für einen Moment an Landstriche aus der Vogelperspektive wie zB einem zerklüftetem Lavamassiv in Island oder einer von Eis freigewordenen Moos- und Steinlandschaft in Grönland, der Savanne in Botswana, etc. erinnern.
Dabei fliege ich jedoch nicht mit einem Flugobjekt über einen Landstrich, sondern überfliege die Oberfläche einer Baumrinde aus unmittelbarer Nähe mit meinen Augen. Meine Perspektive, mein Standpunkt im Verhältnis zu meinem Motiv, hat sich in eine andere Dimension verlagert. Um dieses Empfinden zu unterstreichen, habe ich bei diesen Aufnahmen mit einer ausgedehnten Tiefenschärfe gearbeitet, da diese eine Betrachterposition aus der Ferne entspricht, wohingegen bei einer Betrachterposition aus der Nähe eine begrenzte Fokusebene existiert und die Umgebung drumherum immer mehr in der Unschärfe verschwindet.
Je näher ich der Oberfläche des Baumes komme, desto mehr gewinnt sein Relief an Dreidimensionalität, und es eröffnet sich mir eine aus der Ferne eher unbemerkte und komplexere Oberflächenstruktur. Ich komme zwar der Baumrindenoberfläche immer näher, aber ich habe mehr und mehr den Eindruck, als schaue ich erneut aus einer fernen Perspektive auf eine weitläufige „Landschaftsregion“. Wie, als eröffne sich dem nahen Betrachter eine neue Dimension, die seine Perspektive wieder neu definiert, und die Nahperspektive wieder relativiert.
….und die Frage drängt sich auf: „Bin ich denn wirklich schon nah dran, oder doch noch weit entfernt ….